Home
Button-Text 2
Button-Text 3
Button-Text 5
Gruppe des Monats
Bilder Galerie
Die Kärntner Landsmannschaft
KLM, Bahnhofstraße 26/5, A9010 Klagenfurt, Telefon +43 463 513423-0, e-Mail: office@k-landsmannschaft.at ZVR:168 57 14 77
Die Jugend – Generation unaufgeregt
Von Andreas Tangl
Als ich vor einigen Jahren meine ersten Artikel in der KLM veröffentlicht habe, habe ich mich mit der Frage beschäftigt, wer oder was denn eigentlich die Jugend ist. Seit
damals sind mir persönlich einige Dinge in der Lebenswelt von jungen Menschen aufgefallen. Deshalb möchte ich mir wieder einmal Gedanken über die Lebenswelt der
Jugend machen.
Die Sinus-Milieu Studie aus dem Jahr 2016 zeigt einige interessante Details aus dem Leben von jungen Menschen. Diese Studie kann allen Menschen, die mit
Jugendlichen zu tun haben, einen Einblick geben und vielleicht zu einem besseren Verständnis beitragen.
Die Autorinnen und Autoren der Studie teilen Menschen zwischen 14 und 29 in sechs verschiedene Bereiche bzw. Milieus ein. (s.u.) Ohne genauer auf diese
verschiedenen Lebenseinstellungen einzugehen, sieht man ein sehr buntes Bild mit unterschiedlichsten Ideen der Lebens- und Gesellschaftsgestaltung. Wenn man mit
jungen Menschen arbeitet, bemerkt man immer die vielfältigen Lebenseinstellungen, die von sehr konservativ bis sehr progressiv reichen. Auch am Begriff „Heimat“ wird
diese Pluralität deutlich: „Sehen die einen Heimat, gerade in der globalen Kultur einer Wettbewerbs- und Konkurrenzgesellschaft als notwendigen Stabilitäts- und
Identifikationsanker, so verstehen andere die Rede von der Heimat als einen Ausgrenzungsdiskurs, der die ideologische Grundlage für eine rigide Unterscheidung
zwischen „Heimatberechtigten“ und den unerwünschten Fremden bilden soll.“ Auch an zwei Milieus wird diese sehr unterschiedliche Ausrichtung deutlich: „Während die
Adaptiv-Pragmatischen für Begrenzung eintreten, sind die Digitalen Individualisten auf Grenzenlosigkeit, auf unbeschränktes Denken und Agieren ausgerichtet. Während
die Adaptiv-Pragmatischen Angst vor dem sozialen Abstieg haben, haben die Digitalen Individualisten in erster Linie Angst vor dem Verlust ihrer Autonomie.“ Für die
Arbeit im Bereich der Kultur und Bildung stellt sich die Frage, wie man denn die Arbeit gestalten muss, um dem vielfältigen Spektrum der Lebenseinstellungen gerecht
zu werden.
Die Jugendforscherin Beate Großegger stellt aufgrund ihrer Forschung ebenfalls einige interessante Dinge fest:
1. Junge Menschen planen weniger, da sie kaum wissen können, was in fünf Jahren sein wird.
„Sie [Die Jugend] versucht nicht nachzudenken, sondern trotz allem irgendwie am Ball zu
bleiben. Die diffuse Krisenstimmung, die das öffentliche Meinungsklima prägt, wirkt im Alltag
der Jugend als permanentes Hintergrundrauschen [...].“ Flexibilität und ständige
Revisionsbereitschaft prägen junge Menschen.
2. Die Generation der Jungen regt sich weniger auf, sie lenkt sich eher ab.
„Die Zahl derer, die nicht kritische Auseinandersetzung, sondern Ablenkung von den großen
gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit suchen, wächst. [...] Vieles, wenn nicht alles, dreht sich
dabei um die kleine Welt des Privaten.“ Diese These kann man sicherlich auch
unterstreichen, wenn man den Umgang von vielen Jungen (aber auch Älteren) mit neuen
Medien (wie z.B. Facebook, Instagram oder Snapchat) beobachtet. An Oberflächlichkeit ist
diese Form der Ablenkung manchmal kaum zu überbieten.
3. Statt großer Weigerung zählt „mitmachen, so gut es eben geht“
„[...] [S]ie verblüfft, trotz offen zum Ausdruck gebrachter Unzufriedenheit, mit ihrer hohen
Bereitschaft, sich mit dem System zu arrangieren. [...] Sie begnügen sich großteils damit zu
hoffen, dass jemand anderes handeln wird.“ Gerade im Bildungsbereich scheint mir diese
These von besonderer Relevanz, wenn man bedenkt, wie viele problematische Entscheidungen in den letzten Jahren gerade in diesem Bereich getroffen worden sind.
Ich kenne kaum Jugendliche, die nicht mit dem einen oder anderen Umstand unzufrieden sind; ich kenne aber auch kaum Jugendliche, die großes Engagement zeigen,
diese Umstände zu ändern oder diese Probleme aufzuzeigen. Dies kommt auch in der 4. These zum Ausdruck:
4. Die Jugend will nicht Heldin der Veränderung sein.
„Die Jugend, von der wir hier sprechen, will auf das große Ganze gar keinen großen Einfluss nehmen. [...] Anstatt Widersprüche des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen
oder politischen Status-quo als Reibungsfläche zu sehen und sie zu nutzen, um neue Ideen auf den Weg zu bringen, konzentriert sich der junge Mainstream heute
darauf, Strategien zu finden, die es ermöglichen, Widersprüche durch (Selbst-)Ablenkungsmanöver zumindest kurzfristig auszublenden.“
Gerade die 5. These sollte uns allen als Gesellschaft zu denken geben:
5. Der jugendliche Zeitgeist ist ein Spiegel des Zustandes unserer Gesellschaft.
„Wo Gedankenlosigkeit als angenehmer empfunden wird als kritische (Selbst-)Reflexion und wo es als „normal“ gilt, keine Positionen zu beziehen, fehlt auch das
Verlangen, etwas Neues in die Welt zu setzen.“
Die größten Herausforderungen, die auf uns als Gesellschaft zukommen, sind sicherlich die immer weiter fortschreitende Globalisierung und Digitalisierung. Diese
Fragen werden sich auch in Zukunft immer mehr für die Bereiche unserer Gesellschaft stellen. Gerade im Hinblick auf die Digitalisierung, stellt sich die Frage, welche
digitalen Angebote können Vereine und Institutionen bieten, um jungen Menschen interessante und vor allem sinnvolle Angebote zu bieten? Hält man sich vor Augen,
wie umfassend Smartphones und Computer von vielen Menschen für beinahe alle Lebensbereiche eingesetzt werden, scheint es angebracht gerade darüber in Zukunft
verstärkt nachzudenken.
Insgesamt wird die Arbeit mit jungen Menschen auch in Zukunft spannend und herausfordernd bleiben.